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CTH 458.89

Citatio: (ed.), hethiter.net/: CTH 458.89 (INTR 2017-01-12)

Fragment eines mittelhethitischen Beschwörungsrituals (CTH 458.89)

Textzeugnisse

A

KBo 47.7

1005/u

Literatur

Groddek D. 2011a, 5-7; Soysal O. 2013a, 692-293; Soysal O. 2016a, 316-318.

Editionsgeschichte

Dieses zweiseitige Fragment wurde von H. Otten 2005 als KBo 47.7 in Autographie publiziert. Groddek D. 2011a, 5-7 hat eine Umschrift des Textes vorgelegt und Soysal O. 2013a, 692-693 besprach es in seiner Rezension zu KBo 47 kurz. Später bat nochmals Soysal O. 2016a, 316-318 einige neue Auslegungen über diesem Text.

Inhaltsübersicht

Es handelt sich um ein Beschwörungsritual in mittelhethitischem Duktus (IIb), das einige Besonderheiten zeigt, wie das Vorkommen vonFormen und Wörtern, die sonst nicht belegt sind1.

Die Erzählung verläuft teils in der dritten Person Singular, teils in der ersten Person Plural.

Wie von Soysal O. 2013a, 692 bemerkt, erwähnt der Text einige landwirtschaftliche Begriffe wie Tiere (vgl. z. B. Vs. 5', 7', 18'), Pflanzen (vgl. Rs. 2') und Felder (Vs. 16', 19', Rs. 3'). Ferner kehrt im Laufe des Textes die Handlung des (Ein)säens mehrmals wieder (vgl. Vs. 3', 21').

Bemerkenswert ist auch die Erwähnung der Stadt Adaniya (Vs. 15', 17') in einem weitgehend unklaren Kontext einer Orakelanfrage.

In dem Text tritt mehrmals das Sumerogramm NAM auf; dies ist wahrscheinlich kein Fehler für MÁŠ (S. KBo 47, S. IV), sondern das Wort für „Distrikt“, das im gesamten Kontext sehr gut passt.

Schließlich verdient eine Art Theatervorstellung in Vs. 10'-13' Erwähnung: Sie findetvermutlich mit Teilnahme eines Adlers und eines anderen Tieres, des tiuni-, das Soysal O. 2013a, 693 als hethitische Entsprechung des Palaisches tiuna- „Stier“ deutet, statt2. Interessant ist auch das Vorkommen des Imperativs watku- „springen“ mit dem Substantiv iskiša- „Rücken“ evtl. mit einem enklitischen Pronomen (1. oder 3.Prs. Sg.)3. Es scheint, dass der Adler sich mit einer direkten Rede an jemanden (tiuni, den Stier?) wendet (kolon 17) und ihn auffordert zu springen. Das nachkommende Substantiv iškiši mit einem enklitischen Possessivpronomen -m[i oder -š[i könnte sich auf den Adler selbst (vgl. auch das enklitische Personalpronomen -mu am Anfang des kolon) oder den Stier beziehen. Auch wenn der Kontext lückenhaft und obskur ist, kommt es für eine Zeremonie des sogenannten „Stiersprung“ in Frage4.

© Universität Mainz – Altorientalische Philologie/Institut für Altertumswissenschaften

1

Für eine Liste dieser Formen vgl. Soysal O. 2013a, 692-693.

2

Vgl. auch die ebenda erwähnte Literatur. Ferner vgl. Soysal O. 2016a, 316 ff.

3

Vor der Lücke ist deutlich ein Winkelhaken sichtbar, der an das Zeichen -mi oder -ši denken lässt.

4

Zu dieser Zeremonie vgl. Güterbock H.G. 2003a, 127-129 und Pecchioli Daddi F. 2010b, 124ff. Vgl. die Überlegungen in Soysal 2016a, 317.


Editio ultima: 2017-01-12






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